Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft
Bild von Thomas G. auf Pixabay

Migration wird in unserem Land aktuell kontrovers diskutiert und war wider Erwarten ein Hauptthema im Bundestagswahlkampf. Eine mögliche Zusammenarbeit der Union mit der AFD schlug hohe Wellen im Bundestag und in den Medien. Mich hat die etwas oberflächliche Art der öffentlichen Diskussion dieses relevanten Themas zu diesem Beitrag inspiriert. Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft? Darauf wollte ich versuchen Antworten zu finden.

Deutschland ist Einwanderungsland

Warum wird das Thema Zuwanderung zunehmend zu einem kontrovers diskutierten Thema? Was hat sich in letzter Zeit verändert? Denn Ausländer hatten wir in diesem Land immer schon. Das war zumindest in meiner Erinnerung so hinterlegt. Aber ist das nur subjektive Wahrnehmung von mir oder ist das auch durch Zahlen belegbar. Hier einige Fakten dazu.

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft

Die Zuwanderung nach Deutschland ist schon seit Jahrzehnten ein Fakt. Deutschland ist ein Einwanderungsland.
Seit den sechziger Jahren kommen Jahr für Jahr ausländische Staatsbürger nach Deutschland. 1970 waren es erstmals beinahe 1 Million Menschen. 2015 waren es dann mehr als 2 Millionen. Seitdem sind die jährlichen Zahlen im Bereich von 1 Million Menschen. „Wir schaffen das!“, sagte damals unsere damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Heute wissen wir, dass wir es nicht geschafft haben, diese vielen Menschen in unsere Gesellschaft gut zu integrieren. Seit 2015 kommen jährlich so viele ausländische Zuwanderer nach Deutschland, dass unser Aufnahmesystem inzwischen heillos überfordert ist. Das führt zu Spannungen in der Gesellschaft. Mehr dazu findet ihr in diesem Beitrag – „Das dysfunktionale System Migration“:

Übrigens, wusstet ihr, dass Deutschland auf der Basis dieser Zahlen weltweit das zweitwichtigste Einwanderungsland hinter den USA ist?

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft

Diese Grafik der Bevölkerungsentwicklung zeigt eine Entwicklung auf, die für unsere Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Ohne Zuwanderung würde unsere Bevölkerung schon seit Jahrzehnten schrumpfen. Die hier lebenden Ausländer sorgen dagegen für ein kontinuierliches Wachstum der Gesamtbevölkerung. Das ist gut für die Stabilisierung unserer sozialen Sicherungssysteme wie beispielsweise Renten- und Krankenversicherung. Und auch der Arbeitsmarkt profitiert angesichts der demographischen Alterung der deutschen Bürger und beugt dem Arbeitskräftemangel vor.

Demographische Entwicklung

In den nächsten zehn Jahren scheidet die sog. „Babyboomer-Generation“ aus dem Arbeitsmarkt aus und geht in Rente. Diese Gruppe umfasst rund 15 Mio. Bürger oder 18% der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Die nachrückenden Jahrgänge sind allesamt deutlich kleiner, dass trifft besonders auf Kinder und Jugendliche zu. Unsere Gesellschaft wird also immer älter. Dieser Prozess wird jahrzehntelang anhalten. In der Politik wissen eigentlich alle um die Problematik. Die Wissenschaft weist seit Jahren darauf hin. Doch hat man den Eindruck, dass die Problematik im öffentlichen Diskurs noch nicht wirklich angekommen ist.

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft

Übrigens leben 2023 rund 92 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund in westdeutschen Bundesländern inkl. Berlin. Besonders hoch ist der Migrationsanteil in westdeutschen Großstädten. Der Blick auf die Verteilung der Menschen mit Migrationshintergrund auf die Altersgruppen offenbart ein weiteres Problem.

Wie beeinflusst Migration unsere Gesellschaft - Migrationshintergrund

In der Altersgruppe 65+ liegt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in 2023 nur bei 15 Prozent. Je jünger die Menschen werden, umso höher der Anteil derer mit Migrationshintergrund. In der Gruppe der unter 20 -jährigen ist der Anteil durchweg höher als 40 Prozent. Das sind im wesentlichen Schulkinder oder in Ausbildung befindliche Jugendliche.
Ein Beispiel von Aladin El-Mafaalani in seinem Buch verdeutlicht eindrucksvoll die Komplexität der Herausforderung für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Die Schülerschaft einer realen Grundschule in einer westdeutschen Großstadt lässt sich folgendermaßen beschreiben: Von insgesamt 180 Kindern haben 135 Kinder einen statistischen Migrationshintergrund, also 75 %. Diese 135 Kinder haben familiäre Wurzeln in über 50 Ländern und sprechen 23 Sprachen plus Deutsch.
… Es gibt Kinder, die in der Grundschule Deutsch als vierte Sprache lernen – deutlich häufiger ist Deutsch Zweit- oder Drittsprache. Gleichzeitig gibt es Kinder, die überhaupt nur Deutsch sprechen, und Kinder, die noch gar keine Deutschkenntnisse haben.

Quelle: Aladin El-Mafaalani – Professor für Migrations- und Bildungssoziologie in seinem Buch „Kinder – Minderheit ohne Schutz“

Deutschland fällt seit Jahren im internationalen Vergleich von Bildungsniveaus immer weiter zurück. Wenn immer mehr Kinder mit einem schlechten Schulabschluss in das Berufsleben entlassen werden, wird das gesellschaftliche Auswirkungen haben. Unter den Kindern mit Migrationshintergrund ist die Zahl derer, die gar ohne Abschluss die Schule verlassen besonders hoch.

Meine Sicht der Dinge

Deutschland ist Einwanderungsland und das schon seit Jahrzehnten. Viele der eingewanderten Menschen sind gut in unsere Gesellschaft integriert und haben sich eine belastbare Existenz in Deutschland aufgebaut. Sie helfen auf diese Weise mit, dass wir alle unseren Wohlstand sichern können.
Wenn Zuwanderung jedoch unkontrolliert oder sogar irregulär erfolgt, wie seit 2015, dann schlägt das Pendel ins Negative um. Die hohe Zahl überfordert unser Integrationssystem und damit mittelfristig auch unsere Gesellschaft. Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung in unseren Arbeitsmarkt und keine unkontrollierte Zuwanderung in unsere Sozialsysteme. Eine große Herausforderung für die Politik. Hier müssen die Weichen schnell und effektiv anders gestellt werden als bisher.

Seit Jahrzehnten vernachlässigen wir unser Bildungssystem. Zu wenig Lehrer, marode Schulen und kein angepasstes Bildungskonzept für die veränderte Situation an deutschen Schulen. Die Folge ist ein sinkendes Niveau bei den Kernkompetenzen Mathe, Lesen und Naturwissenschaften. Deutschland ist im OECD – Vergleich von 35 Ländern nur noch Mittelmaß.
Das ist für eine Gesellschaft wie die unsere deutlich zu wenig. Gute Ausbildung sichert Wohlstand, den eigenen und den der Gesellschaft. Unsere Wirtschaft lebt von exzellenten Produkten, Dienstleistungen und Innovationen, die auf dem Weltmarkt qualitativ überragend sein müssen, um die dafür nötigen Preise erzielen zu können. Ohne exzellent ausgebildete Menschen ist dieses Niveau nicht zu halten und wir werden zwangsläufig zurückfallen.
Politik muss in diesem Punkt gewohnte Verhaltensweisen verlassen und schnell und effektiv für Verbesserungen sorgen.

Kinder sind keine relevante Wählergruppe und haben deshalb keine Lobby in der Politik. Auch wenn kein Politiker das jemals öffentlich sagen würde. Ihre Eltern sind in der alternden Bevölkerung zwar wahlberechtigt aber ebenfalls eine Minderheit. Deswegen beachtet Politik sie zu wenig. Mit Bildungspolitik kann man bei den „Alten keine Punkte machen. Hier sind wir, die „Alten“ gefordert, die Politik zum Umdenken zu bewegen. Wir müssen uns für eine gute Bildung unserer Enkelkinder einsetzen. Jetzt! Das hilft dann allen Kindern in unserem Land.

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